Pick Your Battles: Theresia Crone – Endometriose, KI, Schulen

Shownotes

Theresia Crone ist Jurastudentin und Aktivistin. Sie engagiert sich u.a. für Klimaschutz und für die Aufklärung über Endometriose: eine mit starken Schmerzen verbundene chronische Krankheit, bei der Gewebe, das dem der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wuchert.

Sie war maßgeblich an der Kampagne #ReclaimTikTok zur Europawahl 2024 beteiligt und gründete die Initiative #EndEndoSilence, die mit über 140.000 Unterschriften 20 Millionen Euro für die Endometriose-Forschung erwirkte. Als Klimaaktivistin bei Fridays for Future und Expertin für digitale Kampagnen zeigt sie, wie Social Media für politischen Wandel genutzt werden.

In dieser Folge von „Pick Your Battles“ spricht sie mit Vorstand Jan Philipp Albrecht u.a. über Filterblasen, die Macht der großen Internet-Plattformen und Frauengesundheit.

„Pick your battles“ - diese Redewendung bedeutet soviel wie: "Lasst uns über das reden, was relevant ist." Wir brauchen wieder einen konstruktiven Austausch über Themen, die uns im Alltag bewegen. Unser Video-Podcast-Format soll dazu einen Beitrag leisten. 6 Fragen in jeweils 6 Minuten. Jan Philipp Albrecht, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, debattiert mit von ihm ausgewählten Gästen.

Stichworte:

(06:24) KI (Künstliche Intelligenz)

(12:54) Jugend

(22:05) Schulen

(28:47) Frauengesundheit (Endometriose)

(38:49) (Social Media) Plattformen

(47:06) Gas

Weiterführende Inhalte:

Kampagne zur Aufklärung über Endometriose

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Social Media:

@theresiacrone

@endendosilence

Credits: Foto JPA: Sibylle Fendt, alle Rechte vorbehalten; Foto CT:Wikimedia Commons; Bearbeitung: hbs.

Transkript anzeigen

00:00:00: Ich glaube, das ist ganz wichtig in der Demokratie, wo die meisten Menschen mittlerweile ihre politische Information von diesen Plattformen beziehen, dass wir uns angucken, wie diese Plattformen eigentlich agieren.

00:00:09: Und meistens tun sie das so, dass sie versuchen, sich so weit wie möglich vom Rechtsstaat zu entziehen.

00:00:15: Also Meta zum Beispiel hat kaum noch Mitarbeitende in Deutschland.

00:00:18: Grundsätzlich sehe ich da einfach so eine Demokratiekrise, die sich da irgendwie auch ausspielt.

00:00:27: Hallo und herzlich willkommen bei Pick Your Battles, dem Streitformat der Heinrich-Böll-Stiftung.

00:00:32: Mein Name ist Jan-Philipp Albrecht und ich bin einer der beiden Vorstände der Stiftung.

00:00:36: Und ich unterhalte mich hier mit verschiedenen Gästen über Politik, Kritik an Politik, auch grüne Politik und eben sechs verschiedene Themen, die wir gemeinsam ziehen.

00:00:47: Und heute habe ich zu Gast Theresia Krone.

00:00:49: Herzlich willkommen.

00:00:50: Danke für die Einladung.

00:00:52: Ja, wir duzen uns.

00:00:54: Therese, du bist seit Jahrzehnteinaktivistin.

00:00:58: Du hast deutsches und französisches Recht in Köln und Paris studiert, machst jetzt gerade deinen Staatsexamen und hast auch schon bei einer Kanzlei gearbeitet zu den Themen Demokratie und Rechtsextremismus.

00:01:10: Und zur Europawahl.

00:01:12: hast du dich maßgeblich an der Kampagne Reclaim Tiktok beteiligt und gründete es außerdem die Initiative End Endo Silence, die mit über hundred und vierzig tausend Unterschriften, zwanzig Millionen Euro für die endometriose Forschung.

00:01:27: Da haben wir schon ein schwieriges Wort.

00:01:29: Er wirkte vor allen Dingen eines, das viele noch nicht kennen oder nicht wissen, was das ist.

00:01:34: Genau.

00:01:34: Und ja, als Klimaaktivistin bei Fridays for Future und Expertin für digitale Themen.

00:01:40: Zeigst du, wie Social Media für politischen Wandel genutzt werden kann.

00:01:44: Hast aber auch durchaus ein bisschen was Kritisches dazu sagen.

00:01:48: Definitiv.

00:01:49: Da würde ich gleich mit einem... Einsteigen, weil ich hab dich kennengelernt mit so einem Video, wo du so als im Stile einer Beauty-Influencerin sozusagen deinen Klamotten gezeigt hast und dabei aber über die AfD informiert hast.

00:02:07: Und das haben viele Leute gesehen und du bist nicht nur damit auch mit anderen Aktivitäten in Social Media sehr bekannt geworden.

00:02:14: Ja.

00:02:15: Und bist jetzt so eine Influencerin.

00:02:17: Ja, aus Versehen.

00:02:18: Ja, aus Versehen Influencerin.

00:02:19: Und trotzdem beschäftigst du dich also kritisch mit der Frage, was das eigentlich ist und vor allem welche Rahmenbedingungen, welche Räume du da bespielst.

00:02:28: Ich glaube, das ist auch ein Widerspruch, den ich für mich selbst oft gar nicht auslösen kann.

00:02:32: Ich habe Social Media angefangen im Kont, also ich habe davor schon mal was gepostet und so, aber so bewusst, ich mache das jetzt und ich produziere Videos im Kontext der Europawahl.

00:02:42: Also wir hatten eben, so ich würde sagen, in diesem Fridays for Future, Freundeskreisen und in dieser Sphäre.

00:02:49: Immer wieder die Diskussion, wie gehen wir eigentlich damit um, dass die AfD zum Beispiel auf TikTok so stark ist, aber nicht nur dort.

00:02:54: Auch auf Facebook sieht man das ja, dass die AfD dort einfach noch mal ganz viel mehr Menschen erreichen kann als die anderen demokratischen Parteien.

00:03:02: Und wir haben gesagt, das muss doch jetzt eigentlich junge Menschen geben und nicht nur junge Menschen, aber eigentlich aus allen demokratischen Parteien, aus allen demokratischen und zivilgesellschaftlichen Organisationen.

00:03:12: die sich mal die Mühe machen, ähnliche Strukturen aufzubauen, um da irgendwie dieser Hegemonie oder dieser Vorherrschaft der AfD auch etwas entgegenzusetzen.

00:03:21: Und das heißt, ich habe, würde ich sagen, erst Politik nahe unterwegs oder Aktivisten und dann habe ich diesen Schritt gemacht und habe dann aber auch gemerkt, wie kaputt das teilweise ist.

00:03:33: Also ich glaube, Die Plattformen können sich ja so viel leisten, was wir in anderen Bereichen der Gesellschaft gar nicht zulassen würden.

00:03:42: Und gleichzeitig ist es ja auch so, dass Menschen wie wir uns dort ja auch informieren.

00:03:49: Also ich weiß noch, als früher hat man immer gesagt, auf Twitter sind nur Politiker und Journalisten und halt Politik nerds.

00:03:57: Das heißt aber auch, dass die Leute sich da früher halt massiv die Meinung gebildet haben.

00:04:01: Ich bin so ein Kind

00:04:02: davon.

00:04:03: Ich habe jahrelang meine Infos von Twitter und dann irgendwann X. Und dann bin ich da auch von runter.

00:04:08: Aber heute kriege ich auch viele Infos von Instagram.

00:04:13: Ob das sinnvolle Infos sind, ist dann immer eine andere Frage, oder?

00:04:16: Ja, und die Frage ist ja auch, ist das Transparenz, welche Infos mir da ausgespielt werden und so weiter.

00:04:21: Ich bekomme auf Instagram zum Beispiel ständig KI-Trash-Werbung angezeigt, wo nicht markiert ist, dass das KI ist.

00:04:29: Und wo mir aber gesagt wird, Frauen, die Körperbehaarung haben, sind hässlich.

00:04:33: Also mir werden da irgendwie Selbstzweifel auferlegt.

00:04:37: oder ich bekomme Werbung von ... Waffenunternehmen, kommt zu Reinmetall, arbeitet bei uns, gestaltet die Zukunft.

00:04:45: Und ich glaube, das ist ganz wichtig in der Demokratie, wo die meisten Menschen mittlerweile ihre politische Information von diesen Plattformen beziehen, dass wir uns angucken, wie diese Plattformen eigentlich agieren.

00:04:55: Und meistens tun sie das so, dass sie... versuchen sich so weit wie möglich vom Rechtsstaat zu entziehen.

00:05:02: Also Meta zum Beispiel hat kaum noch Mitarbeitende in Deutschland und sagt halt immer, ihr habt uns den Brief an Irland geschickt, aber der ist jetzt irgendwie nicht angekommen.

00:05:10: Also man versucht sich ja aktiv irgendwie auch der Rechtsstaatlichkeit zu entziehen und das sehe ich total kritisch.

00:05:18: Und gleichzeitig merke ich auch, was man abbekommt oder was ich abbekomme, nur weil ich politischen Inhalt mache.

00:05:23: Und eigentlich kann das nicht sein, finde ich, dass eine junge Frau, die sich ehrenamtlich da politisch engagiert, quasi dann ja auch, also ich muss dann die Anwaltskosten im Zweifel vielleicht mal alleine tragen oder mich um Personenschutz kümmern.

00:05:37: Und da hilft da niemand, ne?

00:05:38: Also Politikerinnen haben das ja, die haben vielleicht auch Mitarbeiter oder eben dann das LKA oder das BKA, was dann ... auch eine Security Assessment macht.

00:05:48: Und ich muss das alles selbst machen.

00:05:50: Ich muss mich selbst um eine Security kümmern, selbst um meine Anwälte und so weiter, natürlich mit der Hilfe auch von Hate Aid.

00:05:56: Aber grundsätzlich sehe ich da einfach so eine Demokratiekrise, die sich da irgendwie auch ausspielt, abseits von der Debatte irgendwie.

00:06:05: Da werden wir auf jeden Fall gleich drauf zu sprechen kommen.

00:06:07: Wir haben unsere sechs Stichworte.

00:06:09: Als Minister musste ich übrigens auch mal selber eine Anwaltsrechnung zahlen, weil ich Auseinandersetzungen aus Social Media hatte.

00:06:16: Aber ich möchte überhaupt

00:06:17: mit einem Ministerpreis.

00:06:18: Kann

00:06:18: man das besser als mit der studentischen?

00:06:20: Ich konnte es besser wegstecken, absolut.

00:06:22: Darüber werden wir reden.

00:06:23: Vielen Dank, dass du da bist.

00:06:24: Ich ziehe jetzt also aus diesen sechs Stichworten, das erste Stichwort, über das wir ein bisschen diskutieren, streiten wollen.

00:06:31: Und ich mache dann immer hier diese Uhr an.

00:06:36: Das erste Wort, das du mitgebracht hast, ist KI.

00:06:40: Ist eigentlich kein Wort, künstliche Intelligenz, AI.

00:06:44: Also ich meine, für alle, die sich irgendwie mit Technik und Internet und Digital Themen beschäftigen und das hast du ja... Der nervt ein, dass doch irgendwann dieses Wort, oder?

00:06:53: Ja, ich war letzte Woche auf einer Diskussion und da wurde mir dann irgendwann auch vorgeworfen, ich sollte das Wort nicht so nutzen.

00:06:59: Weil eigentlich meint man ja meistens was anderes, ne?

00:07:01: Also meistens meint man nicht DKI, sondern Large Language Models wie Deep Seek, Chatchi BT und so weiter, Gemini.

00:07:10: Aber gleich, und ich verstehe den Kritikpunkt total, gleichzeitig frage ich mich auch, wenn wir über dieses Thema reden wollen, müssen wir es ja auch so tun, dass alle das verstehen.

00:07:17: Und wenn ich jetzt mit meinen Großeltern über Large Language Models reden würde, dann...

00:07:23: Wissen die gar nicht, worum es geht?

00:07:24: Ja, deswegen frage ich mich auch ein bisschen, wie man darüber gut reden kann über dieses ganze Themenfeld.

00:07:28: Was ist denn dein...

00:07:29: Ist eine Generation Gap, völlig unterschiedlicher Sachstand.

00:07:34: Ich erlebe das aber auch natürlich... über die Generationen hinweg zwischen denjenigen, die sich überhaupt mit dem Themen beschäftigen wollen und denen, die es eher verdrängen.

00:07:43: Und das sind auch sehr viele in der Politik.

00:07:47: Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass ganz vielen Menschen noch nicht klar ist, was das eigentlich wirklich mit unserem Leben verändert.

00:07:55: Und die, die es aber wissen, haben so ein bisschen Angst, dass deutlich zuzugeben.

00:08:00: Voll.

00:08:01: Ich merke auch totalen Zynismus in meinem Umfeld zu dem Thema.

00:08:05: Also ich glaube, das beginnt bei so Themen wie Palantir, also quasi US-Technokraten, die KI nutzen, um Überwachungs... Systeme herzustellen.

00:08:18: Aber eben auch bei so was wie sieht eigentlich Social Media aus.

00:08:21: Also zum Beispiel bei Social Media mit generativer KI um konkret zu sein.

00:08:26: Es ist ja so, dass zum Beispiel immer weniger Content, der uns angezeigt wird, auch tatsächlich echte Menschen sind.

00:08:31: Also das sind oder oft sind es irgendwelche Schafe mit riesen Augen oder irgendwelche süßene Altiere.

00:08:36: Da erkennt man es oder manchmal auch nicht.

00:08:39: hab auch genug, dass Familienmitglieder mir das schicken und dann sag ich so, das ist KI und die sind so, wow, und das sind eigentlich super gebildete Menschen.

00:08:45: Mit den Häschen,

00:08:46: die auf den Trampolin springen oder so, ist das

00:08:47: echt oder nicht?

00:08:48: Die wasperren auf den Trampolin

00:08:48: genau.

00:08:50: Aber ich glaube, das geht ja auch weiter.

00:08:52: Also zum Beispiel diese Leute wie Sam Altman oder Mark Zuckerberg sagen auch, sie wollen in Zukunft ein Social Media haben, was behauptsächlich mit KI-Avataren funktioniert.

00:09:04: Also man erstellt quasi eine digitale... Kopie von einem selbst schreibt dann nur noch, was der Avatar sagen soll.

00:09:13: Oder man erstellt es nicht von einem selbst, sondern von jemand anderem.

00:09:15: Und dann muss man das Video gar nicht mehr aufnehmen.

00:09:18: Ja, das ist so die Dystopie.

00:09:21: vielleicht dann der Generation von mir, die irgendwie immer dachte, oh Gott, die, die nach uns kommen, die werden ihr Leben nur noch spielen, wie bei den Sims oder so.

00:09:30: Also ist das so ein bisschen eigentlich so.

00:09:32: passiert das?

00:09:32: Oder ist das jetzt wieder übertrieben?

00:09:35: Ich weiß nicht, ob diese Spielen so richtig ist, aber ich glaube, was ja ein Fakt ist, ist, dass wir einfach eine gemeinsame Realität verlieren.

00:09:43: Also, das beginnt mit Filterblasen und endet bei KI, aber deine Timeline ist eine komplett andere als meine.

00:09:49: Meine empfundene Realität ist eine komplett andere als deine.

00:09:53: Und dann ist es aber nicht nur diese Realität, sondern auch quasi wie wir... normale Menschen wahrnehmen, also zum Beispiel nochmal um das Thema Körperbild aufzugreifen.

00:10:05: Ich sehe halt ständig so kari generierte Frauen in meiner Timeline.

00:10:09: Vielleicht war ich dazu oft hängenbleibe, um mir das anzugucken.

00:10:11: Was man anguckt,

00:10:12: sieht

00:10:12: man dann häufiger.

00:10:13: Aber ich sehe halt ständig Frauen, die nicht existieren, die mir vorzeigen sollen, wie Frauen auszusehen haben.

00:10:19: Und ich kann mir vorstellen, dass halt sage ich mal jetzt Generation Alpha oder später auch Generation Beta, dass das Menschen sind, die irgendwann ... vor allem weil sie dann irgendwie sechs, sieben, acht Stunden am Tag in diesem digitalen Raum verbringen, die auch gar keinen Bezug mehr zu unserer Realität haben.

00:10:37: Und das sind nicht nur junge Menschen, das sehe ich auch bei Boomhand, die zu viel auf Facebook sind.

00:10:40: Absolut, die driften auch ab.

00:10:41: Und

00:10:42: ich frage mich halt, wie wir das auch im Diskurs lösen können, wenn wir einfach gar keine geteilten Wahrheiten und keine geteilten Realitäten mehr haben.

00:10:49: Also es ist ja nicht mehr nur noch postfaktisch irgendwie, das Wort war dann so aus dem Jahr zwei Tausend Sechzehn irgendwann mal drauf, sondern ist es ja auch irgendwie post... Realität oder Post-Analog.

00:11:00: Ja.

00:11:00: Und ich frage mich dann, wie soll ich mit Menschen reden, die eine komplett andere Wahrnehmung der gelebten Realität haben, als ich.

00:11:08: Reden wir mal über die Verantwortung dabei.

00:11:10: Ja.

00:11:11: Denn wer trägt denn eigentlich die Verantwortung für all den... Zustand, den wir da jetzt haben?

00:11:15: bzw.

00:11:16: was erwartest du denn eigentlich?

00:11:17: Du bist da ja auch aktiv, dass du darauf hinweist von der Politik an der Stelle, von Parteien, von denjenigen, die diese Öffentlichkeiten eigentlich auch prägen.

00:11:26: Ich glaube, wir sind in allen Bereichen komplett under-equipped, also unterausgerüstet, sowohl aus Kompetenzen angeht als auch was.

00:11:34: Also was zum Beispiel Kompetenz bei Staatsanwaltschaft und Polizei angeht oder in den Behörden, die zum Beispiel überprüfen ob Werbe, also die Landesmedienanstalten zum Beispiel, die ja Jugendschutz sicherstellen sollen.

00:11:48: Aber natürlich ist es auch eine Frage von Verantwortung und ich würde sagen, die die Geld damit machen, haben die Verantwortung.

00:11:54: Also das sind die Plattformen, die neben unseren Daten profitieren von... diesem gesamten System.

00:12:03: Und sie entziehen sich regelmäßig der Verantwortung.

00:12:06: Und dann haben wir aber nicht genug Ressourcen, quasi das Verpflichten zu machen, das aufzuzwingen, Strafgelder zu fordern.

00:12:14: Und ich meine, Meter ist es halt komplett egal, ob dann halt mal eine Renate Künast sagt, ich bring das bis vor uns BGH.

00:12:24: Und dann müssen die halt mal zwanzigtausend Euro zahlen.

00:12:27: Ja, das reicht nicht.

00:12:28: Das reicht nicht, weil eigentlich müssten wir es dann halt eine Million Menschen machen, die ja auch ständig beleidigt werden, von denen es auch Deepfakes gibt, von denen es auch...

00:12:36: Ja, kannst du dir das noch zu Ende bringen gerne?

00:12:38: Aber ja, auf jeden Fall, ich glaube, wir müssen die Konzerne, die davon profitieren, ganz kleinen Verantwortung nehmen.

00:12:43: Und ich sehe aktuell nicht, dass das auf der gesetzgeberischen Ebene genug passiert, aber auch nicht auf der Exekutiven.

00:12:50: Es gibt ja auch schon Gesetze, die man einfach anwenden könnte.

00:12:53: So, so ist es.

00:12:55: Da müssen wir es erst mal belassen.

00:12:56: Ich bin mir aber sicher, dass wir über die Aspekte, über die wir eben gesprochen haben, auch weiter ins Gespräch kommen.

00:13:01: Ich ziehe mal die nächste Karte und schau drauf.

00:13:03: Und wow, das ist ein cooles Wort, das ich mit dir besprechen kann.

00:13:06: Du bringst mit das Wort Jugend.

00:13:08: Sag mal, was hast du da gedacht jetzt, als du das aufgeschrieben hast?

00:13:11: Ich habe gerade das Gefühl, dass wir in der Politik, und das machen die Grünen genauso, wie die anderen demokratischen Parteien, Jugend eigentlich sehr krass ausblenden.

00:13:20: Also die Jugend sind immer nur die, die auf die wir Themen abladen.

00:13:24: Also wenn es um die Rentenreform jetzt geht, dann geht es nur darum, wie können wir die Renten der Gen X oder der Boomer Generation quasi sichern.

00:13:32: Aber es geht nicht darum, wie können wir eigentlich das sicherstellen, dass das Rentensystem auch noch für die Gen Z oder die Gen Alpha funktioniert.

00:13:39: Wenn es darum geht, wie gehen wir mit der Sicherheitskrise rum?

00:13:41: Wir machen eine Wehrpflicht, wir lassen das auf die Jugend ab.

00:13:44: Wenn es darum geht... Ja, also ich glaube, das ist ein Gefühl.

00:13:48: oder auch, wie geben wir eigentlich Gelder aus im Haushalt?

00:13:52: Dann wird immer zuerst bei Bildung sozialen Ausgaben und so weiter gestrichen.

00:13:58: Und wer sind dann eigentlich die Menschen, die diese sozialen Zuschüsse brauchen, die von unserem sozialen Haushalt profitieren?

00:14:04: Naja, das sind vor allem junge Menschen.

00:14:06: Also die jungen Menschen sind quasi die... Generation mit der höchsten Armutsquote in unserer Gesellschaft.

00:14:13: Wir haben immer mehr Kinderarmut.

00:14:15: Das finde ich auch krass.

00:14:16: Darüber redet kaum einer.

00:14:17: Und ich glaube, einer der zentralen Gründe ist, weil das keine relevantere Wählergruppe ist.

00:14:20: Ja.

00:14:21: Ja, die Alten sind deutlich mehr, werden auch immer mehr in der Wählerschaft.

00:14:26: Du bist auch politisch engagiert.

00:14:28: Und ich meine, wir haben jetzt diese Wahlen, zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpormann, wenn du da hinguckst, ja.

00:14:36: Also, hast du überhaupt das Gefühl, du kommst daher?

00:14:40: dass junge Menschen eine Möglichkeit haben, das auszugleichen, diese Übermacht der Alten?

00:14:47: Nein, also ich meine, wenn man sich anguckt, ich glaube, wir haben zwanzig Millionen Rentnerinnen oder so, die Wähler sind.

00:14:54: Und dann haben wir, das ist jetzt keine, ich factcheck das gerne, aber dann haben wir vielleicht eine Million Erstwähler oder sowas.

00:15:00: Also das ist ja, das ist ja, und auch wenn wir jetzt sagen, wir nehmen Familien und zählen die Eltern dazu und so, dann haben wir einfach ... immer noch ein krasses Ungleichgewicht von Menschen, die schon in Rente sind oder die am Ende ihres Arbeitsleben stehen und Leuten, die für junge Menschen Verantwortung haben, weil sie zum Beispiel Eltern sind.

00:15:21: Und ich glaube, dieses Ungleichgewicht sieht man in der politischen Debatte ständig.

00:15:25: Und ich habe das Gefühl, das ist einer der zentralen Punkte, warum zum Beispiel bei jungen Männern die AfD mittlerweile ... die Nummer eins ist in den Umfragen.

00:15:35: Dann lass uns doch da mal reingehen, weil das ist ja wirklich die Frage.

00:15:38: Ich will ja auch ein bisschen rauskitzeln, was du zum Beispiel von grüner Politik erwartest.

00:15:41: Wie würdest du dir denn vorstellen, dass politische Parteien dieses Thema stärker gewichten können, sodass das anerkannt wird?

00:15:50: Also, dass Menschen das gut finden, wenn Jugendthemen adressiert werden oder Jugendperspektiven?

00:15:55: Also ich glaube, das beginnt natürlich bei so Themen wie Kommunalpolitik.

00:15:59: Ich glaube, dass auf kommunaler Ebene quasi Projekte geschaffen werden und die auch gut an die Leute dort verkauft werden oder also fast verkauft ist, das ist das deutsche Wort, aber gut erklärt werden, warum diese Projekte entstehen.

00:16:11: Also ein, zum Beispiel, dass man, ich weiß, in der Minen oder Anklam, also in Vorpaarmann, haben viele jungen Menschen halt das Gefühl, ich habe die Wahl zwischen... für meine Freizeit zwischen ich gehe in Nazi-Box-Club oder ich gehe zu evangelischen Jugend.

00:16:23: Wenn es überhaupt noch eine Kirche gibt.

00:16:25: Also das ist ja die Realität vor Ort.

00:16:28: Es gibt kaum noch Infrastruktur, es gibt kaum Mobilitätsmöglichkeiten.

00:16:32: Also wenn der Bus nur einmal in der Stunde fährt, dann gibt es Studien, die genau zeigen, quasi pro Busfrequenz, die gestrichen wird, gibt es so und so viele Punkte mehr für die AfD.

00:16:43: Also wenn man an Infrastruktur einspart und vor allem Infrastruktur und Perspektiven für junge Menschen stärkt man.

00:16:49: damit, und das ist wirklich politikwissenschaftlich sehr gut belegt, massiv Extremismus oder Radikalisierungsprozesse bei jungen Menschen.

00:16:57: Und ich glaube, dass wenn man wirklich wieder ein Fokus darauf legt, Perspektiven und Infrastruktur für junge Menschen, vor allem in struktur-schwachen Regionen zu schaffen, dann kann das total helfen, aber natürlich muss es auch noch einen Schritt weitergehen, man kann es nicht nur schaffen, man muss auch kommunizieren.

00:17:12: Aber das ist interessant, weil wenn du über Infrastruktur sprichst, kommen mir eigentlich den Kopf, ja gut, aber das ist ja für Rentner eigentlich genauso wichtig, die Geburtsanbindung oder auch Institutionen, Infrastruktur, die gebaut wird.

00:17:26: Du führst ja politische Debatten, Generationen übergreifen doch in der eigenen Familie.

00:17:29: Du hast einen Vater, der bei der CDU aktiv war, lange.

00:17:33: Hast du das Gefühl, da kann man kommen, Ground finden?

00:17:36: Komplett, also ich glaube, wenn man, also Infrastruktur bringt ja allen Menschen was.

00:17:40: Ich glaube, man kann schon gucken, baut man jetzt mehr Sitzbänke, die auch wichtig sind, damit Rentnerinnen irgendwie gut barrierefrei zum Arzt kommen und sich auch mal hinsetzen können.

00:17:52: Oder baut man zum Beispiel eben auch mal eine Skatehalle.

00:17:54: oder einen Trinkwasserbrunnen auch in der Skeletale.

00:17:57: Also das sind ja kommunalpolitisch total konkrete Fragen, wo es, glaube ich, oft eine Abwägung braucht.

00:18:04: Und meiner Meinung nach findet die Abwägung zu oft im Sinne der älteren Menschen statt.

00:18:10: Und ich möchte nicht sagen, dass Rentnerinnen das nicht auch verdient haben.

00:18:13: Aber zum Beispiel würde ich auch mal den Vergleich aufmachen, dass Rentnerinnen sich viel besser organisieren können, weil sie Erfahrung haben.

00:18:22: Sie haben sowas wie Seniorenbeiräte, die gewisse Konstanz haben auf diesen lokalen Ebenen.

00:18:29: Und wenn ich mir angucke, wo ist dann die Interessenvertretung der Jugend?

00:18:32: Ja, man hat zwar Schülervertretungen, aber wie werden denn die Schülervertretungen behandelt?

00:18:36: Ich war lange im Lande Schülerrat, ich war auf schulpolitischer Ebene.

00:18:40: engagiert und ich kann sagen, also man hat da erst mal alle zwei Jahre einen Umbruch, weil die Leute dann wegziehen, also gerade wenn man nicht in der Großstadt lebt.

00:18:48: Und dann gibt es viel weniger Geld da für solche Konstrukte.

00:18:54: und meistens bis man gelernt hat, wie man sich überhaupt engagieren kann, ist man schon wieder aus der Schule raus, weil wir das viel zu spät Leuten beibringen, wie aktiv Demokratie eigentlich funktioniert.

00:19:04: Jetzt

00:19:06: ist die Zeit vorbei.

00:19:07: Ich wollte dich aber an der Stelle noch mal eine Frage fragen, weil du das ja auch erlebst, wie der intergenerationale Dialog immer schwieriger wird.

00:19:18: Und wir haben gerade über deinen Vater kurz gesprochen.

00:19:21: Ihr habt diese Diskussion in der Familie.

00:19:24: Glaubst du, es gibt einen Weg?

00:19:27: da in dieser sprachlosigen Zeit, in der wir irgendwie nicht wissen, wie wir eigentlich miteinander noch reden können, da eine Brücke zu finden in der Gesellschaft?

00:19:36: Komplett.

00:19:36: Also ich nehme mir auch immer wieder die Zeit, wenn ich zum Beispiel in Schwerin bin, einfach mit Leuten zu reden, sei es in der Straßenbahn halt die Rentnerin neben mir.

00:19:44: Und ich glaube, ein ganz wichtiger Aspekt ist es, zuhören wieder zu lernen.

00:19:50: Und zwar auch einen zuhören, wo man nicht darauf wartet, dass das Gegenüber was Falsches sagt.

00:19:55: Man hat den Eindruck, dass das eigentlich so der Modus ist.

00:19:58: Man versucht immer noch den anderen irgendwie...

00:20:01: Ja, komplett.

00:20:02: Und ich glaube, das ist eine Diskussionskultur, die komplett, also wirklich toxisch ist.

00:20:06: Und ich glaube, was man beim Zuhören lernen muss, ist, dass man nicht auf die Wortwahl achtet, sondern sich immer fragen sollte, was ist eigentlich das Problem, was die Person eigentlich gerade ansprechen möchte?

00:20:17: Was ist das dahinterstehende Problem?

00:20:19: Ein bisschen auf einer Metaebene gedacht, bisschen größer gedacht.

00:20:23: Also ich... für immer wieder Gespräche in Schwerin mit Leuten.

00:20:26: Und die fangen dann an, fremdenfeindliche Sachen zu sagen.

00:20:30: Also gerade, wenn man, also Schwerin ist eine sehr, sag ich mal, segregierte Stadt, also es gibt irgendwie eine Innenstadt, wo viele Beamte wohnen.

00:20:36: Und dann gibt es halt zum Beispiel den Drehsturm, wo sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund, die Leute sind eher von Armut betroffen und so weiter.

00:20:43: Und es sind halt so Blockbauten, die in der DDR entstanden sind.

00:20:46: Und wenn ich dort mit Leuten rede, heißt es dann oft, ja, die ganzen Syrer kommen hierher und machen das alles hier kaputt und bla, bla, bla.

00:20:53: Und dann frage ich ja, was ist das eigentliche Problem?

00:20:55: und oft meinen Sie?

00:20:57: Bei uns ist gerade nicht schön, bei uns gibt es nicht genug Parks, bei uns gibt es nicht genug ÖPNV und nicht genug Kulturangebote.

00:21:05: Und ich habe dann einen Gefühl von Ungerechtigkeit, dass vielleicht... manche Flüchtlinge Bürgergeld bekommen und ich aber weniger Geld habe oder wahrgenommen weniger Geld.

00:21:15: Und dann ist es, glaube ich, gut, nicht darauf zu gucken, diese Person ist gerade fremdenfeindlich und ich drück dir jetzt einmal rein, dass ich dich Rassistin nenne, sondern dann gucke ich, hey, okay, also dein Problem ist es, dass es diese drei Sachen in deinem Umfeld nicht gibt.

00:21:28: Wie können wir dann gucken, können wir gucken, dass... Die entstehen, weil davon profitieren alle.

00:21:32: Die syrischen Kinder, die bei dir im Block wohnen, aber davon profitierst du auch.

00:21:37: Und ich glaube, das ist eine Diskussionskultur, wo man sich auch wieder ein bisschen mehr auf Werte besinnt, die wir dringend brauchen.

00:21:43: Und ich versuch das mit meinem Vater am Küchentisch zu machen.

00:21:46: Und manchmal jetzt mittlerweile auch öffentlich, dass wir so öffentlich darüber reden.

00:21:51: Weil ich glaube, dass das helfen kann, wenn Leute vielleicht auch sehen, dass es an einigen Familien funktioniert, diese Diskurse wieder an den Essentisch zu bringen.

00:21:59: Solange es halt diese Voraussetzungen gibt, dass man einen da auch wirklich zuhört.

00:22:04: Sehr gut.

00:22:05: Das nehmen wir mal so mit.

00:22:07: Und ich guck, was wir als nächstes hier haben.

00:22:11: Ja, da geht es eigentlich gleich weiter.

00:22:12: Du hast das Stichwort Schulen aufgeschrieben.

00:22:14: Also, das ist ein Riesenthema.

00:22:18: Ja.

00:22:18: Muss ich auch sagen, weil ich jetzt gleich mehrere Kinder in den Fula habe und es mir schwerfällt.

00:22:28: zu sehen, wie Schule eigentlich all das erfüllen kann, was man bei ihr ableht.

00:22:35: Und

00:22:37: ganz vieles eigentlich woanders liegen würde.

00:22:40: Wie blickst du da drauf?

00:22:42: Weißt du, was ein Polylux ist?

00:22:44: Nee, ich kenn nur den Namen von dieser Sendung.

00:22:47: Ja, das ist lustig.

00:22:49: In den ostdeutschen Bundesländern ist Pulilux das Wort für Overhead-Projektoren.

00:22:53: Ach,

00:22:53: oh Gott.

00:22:54: Und der Grund,

00:22:54: warum ich das weiß, ist, dass wir an allen Schulen Overhead-Projektoren hatten.

00:23:01: Und ich hab's vor fünf Jahren Abi gemacht.

00:23:03: Also ich bin jetzt nicht so lange raus.

00:23:05: Und ich glaub, Digitalisierung ist ja nur ein Thema.

00:23:08: Ich glaub, ein anderes großes Thema wäre natürlich so was wie Demokratie.

00:23:12: Wie kann das eigentlich an Schulen stattfinden?

00:23:15: Aber ich hatte das Gefühl und auch in dieser Zeit als Schülervertreterin, dass im Prinzip immer, wenn man über Schulen und Bildungspolitik redet, man sagt, was die Probleme sind, alle stimmen zu.

00:23:30: Und dann heißt es, ja, aber wir können ja nichts machen, weil das ein völlrales Thema.

00:23:36: Und wir haben nicht genug Geld.

00:23:39: Also

00:23:41: jedes

00:23:41: Bundesland sagt, wir haben nicht genug Geld und der Bund sagt, wir haben nicht die Kompetenz.

00:23:46: Ja.

00:23:47: Und ich hab das Gefühl, das ist ein Thema in der Bildungspolitik.

00:23:50: Ich lebe noch nicht so lange, aber wahrscheinlich existiert das seit dreißig Jahren so.

00:23:53: Das ist richtig.

00:23:54: Und die Debatte wird nie aufgebrochen und wir stecken fest.

00:24:00: Und ich frag mich so ein bisschen, also dann gibst du was wie ein Digitalpark, und dann macht man mal hier so ein bisschen, ja, also man streut mal so... paar Pflaster auf die Wunden, aber...

00:24:10: Der Digitalpakt hat vor allen Dingen nicht funktioniert, weil der Bund hat einfach gesagt, wir nehmen mehrere Millionen Euro, viele in die Hand und schaffen dafür Geräte an und so weiter.

00:24:19: Und dann hat man aber nicht so richtig darüber nachgedacht, dass dafür natürlich auch Personal in den Kommunen angestellt werden muss.

00:24:24: Das stimmt.

00:24:24: Und das gibt's halt da nicht.

00:24:26: Ja.

00:24:26: Das

00:24:26: was tun.

00:24:27: Viele Gelder wurden gar nicht abgerufen, soweit ich das

00:24:29: weiß.

00:24:29: Genau, weil die Leute nicht da waren.

00:24:31: Die müssen sich nämlich dann selber um den Antrag kümmern.

00:24:33: Es ist sehr viel Bürokratie gewesen.

00:24:34: Es ist also komplett gescheitert, dann hat man das versucht zu retten.

00:24:38: Aber das Problem existiert immer noch, ja.

00:24:40: Das heißt also, ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass wir Bildungspolitik häufig so losgelöst von einem anderen Betrachten, Schulen losgelöst von einem anderen Betrachten und nicht wirklich als im Zentrum.

00:24:51: Komplett.

00:24:51: Also, vor kurzem hat jemand gesagt, die Schulen in unserer Gesellschaft müssen eigentlich sozusagen die Kathedralen unserer Gesellschaft werden.

00:24:58: Ja.

00:24:59: Nur so ist der Diskurs überhaupt nicht.

00:25:01: Gar nicht.

00:25:01: Also während die Toilette da zerfällt, fragen wir uns, wie noch dann die Demokratie im Unterricht funktionieren soll.

00:25:08: Also das ist eigentlich doch too much, oder?

00:25:10: Und wo kann in der politischen Debatte da mehr Wumms dahinter kommen, dass das wichtig ist jetzt zu investieren in Schulen, in Infrastruktur, in Bildungsinfrastruktur und dass das möglicherweise Geld ist?

00:25:25: dass man woanders einsparen

00:25:26: muss.

00:25:27: Ich meine, den Lehrkräften wird ja auch gesagt, also ihr soll jetzt Demokratiebildung machen, ihr soll Medienkompetenz fördern, ihr soll möglichst auch noch über, weiß nicht, Drogen und... so aufklären und dann sollte auch noch über aktuelle politische Ereignisse mit den Leuten reden, aber möglichst neutral bleiben.

00:25:44: Also das ist ja auch, wir laden den Lehrkräften ja auch einfach super viel auf, wofür sie nie ausgebildet wurden, wofür sie nie Ressourcen bereitgestellt bekommen haben und erwarten, dass im Unterricht im Prinzip jedes Problem gelöst wird.

00:25:58: Also es gibt ja im Prinzip Immer bei jeder Debatte, egal was es ist, wenn wir jetzt sagen, wir reden über Steuern, dann heißt es, ja, Finanzen sollten schulfach sein.

00:26:08: Wir reden über Social Media, ja, Medienkompetenz sollte ein schulfach sein.

00:26:12: Glück soll ein schulfach sein.

00:26:13: Also so Hauswirtschaftslehre.

00:26:15: Wo hört das dann auf?

00:26:17: Es ist

00:26:18: unglaublich viel.

00:26:19: Und ich habe das Gefühl, dass es gibt Leute, die das auf einer individuellen Ebene, also die gucken sich dann an, wie könnten in dieser Einschule, wie könnte das gut laufen?

00:26:28: Und dann gibt es coole Pilotprojekte, Leuchtturmprojekte und so weiter.

00:26:31: Aber es gibt ja niemanden, der sich an dieses Thema ran traut.

00:26:34: und in der politischen Kommunikation oder in der Politikberatung oder so heißt es ja auch immer mit Bildung gewinnt man keine Wahlen.

00:26:41: Diesen Satz habe ich in meinem Leben bestimmt schon vierzigmal gehört.

00:26:44: Und ich bin nicht mal in der politischen Partei aktiv oder so.

00:26:47: Jetzt mal ganz ehrlich.

00:26:49: Es ist jetzt ziemlich einfach.

00:26:50: Hast du irgendwie im Kopf eine Politikerin oder ein Politiker, wo du sagst, da ist jemand, der setzt trotzdem auf das Bildungsding und macht was in der öffentlichen Debatte?

00:27:01: Und wie kommen wir dahin?

00:27:03: Das frage ich dich.

00:27:06: Ich weiß es nicht, weil...

00:27:08: Also ich könnte euch jetzt sagen, ich will jetzt aber auch nicht die ganze Zeit irgendwie, ja, es gibt in Niedersachsen die Juja Willi Hamburg, das ist die Bildungsministerin, ja, und ich finde die Macht tolle Sachen, aber es kommt nicht rüber in der wirklich breiten öffentlichen Diskurs, auch weil es immer Ländersache ist und so weiter.

00:27:23: Ist das vielleicht einfach das Problem, dass die Länderpolitik einfach zu unwichtig ist, um dieses wichtige Thema zu behandeln?

00:27:30: Ich glaube tatsächlich, dass wir ein Problem haben, dass wir zu wenig über Landespolitik reden und Landespolitik wird oft so als unsexy verklärt und so und ist dann ein Thema in der Lokalzeitung, die aber niemand unter vierzig liest.

00:27:41: Und das ist ein definitiven zentrales Problem.

00:27:44: Ich glaube aber auch, dass wir uns so in diesen juristischen Kategorien von Kompetenz und Haushalt verstrickt haben, dass die Leute, die tatsächlich Entscheidungsmöglichkeiten hätten, das Thema gar nicht mehr berühren und sich gar nicht trauen, dort eben auch Mehrheiten zu organisieren.

00:28:04: Also Mehrheiten entstehen ja nicht automatisch, zum Beispiel um Lösungen zu finden oder das Thema teilweise vielleicht aus dem Föderalen rauszuholen oder so.

00:28:12: Zumal die Antworten nicht einfach sind.

00:28:14: Genau, sondern Mehrheiten organisiert man.

00:28:16: Aber in dem Moment, wo jeder sagt, das Thema fasse ich nicht an, damit kann ich keinen Wahlgefinn.

00:28:20: Also... Das ist eigentlich eine politische oder eine demokratische Bankrotterklärung meiner Meinung nach, weil wir damit ja auch jeden Raum verlieren, um diese Mehrheiten zu generieren, um quasi konkrete politische Lösungen zu schaffen und von Pilotprojekten wegzukommen.

00:28:38: Also...

00:28:39: Absolut.

00:28:40: Es bleibt nur auf einer Baustelle, ganz klar.

00:28:44: fällt mir auch schwer, da dagegen zu halten.

00:28:48: Aber deswegen schauen wir mal bei den Stichwörtern, was du noch mitgebracht hast.

00:28:52: Wir haben jetzt drei hinter uns.

00:28:54: Halbzeit.

00:28:54: Gucken wir mal.

00:28:56: Frauengesundheit.

00:28:57: Super.

00:28:58: Das finde ich super, dass wir das mit dir besprechen, weil du da ja sehr, sehr viel gemacht hast.

00:29:03: Und eben auch selbst ein Thema hast.

00:29:07: Und das ist dieses ND-Metriose-Thema.

00:29:11: Und ... Ich sag mal so, das ist einem in den letzten wenigen Jahren dann immer mal wieder begegnet, aber vor allen Dingen, weil es tatsächlich Leute gegeben haben, die auf Social Media wie du darüber gesprochen haben.

00:29:23: Und dabei ist es doch aber nix.

00:29:25: Neues, oder?

00:29:26: Nee, also es gibt schon in der im antiken Griechenland quasi Philosophen, die den aufgefallen ist.

00:29:32: Es gibt wahnsinnig viele Frauen mit, weiß nicht, Unterleibsbeschwerden oder Rüte können auch nicht schwanger werden.

00:29:37: Manche werden ohnmächtig.

00:29:37: Also diese Symptome wurden schon immer in der gesamten Menschheit quasi beschrieben.

00:29:43: Freud hat das dann irgendwie historie genannt oder vermutlich historie genannt.

00:29:48: Das ist natürlich jetzt schwierig zurück.

00:29:49: zu verfolgen, was genau er meinte.

00:29:51: Aber dann sind Frauen in Nervenkliniken gekommen und wurden irgendwie verrückt erklärt.

00:29:57: Aber wahrscheinlich gibt es endometriose schon immer.

00:30:01: Und tatsächlich betrifft das immerhin jede zehnte Person, die mit Uterus geboren wurde, also jede zehnte Frau im weiteren Sinne.

00:30:08: Und das sind zwei Millionen Frauen in Deutschland.

00:30:13: Und ich finde es krass, das ist eine relativ große Wählergruppe, also fast wie die Erstwähler.

00:30:19: Das trotzdem, um mal jetzt hier das zu vergleichen, dass das trotzdem keine Rolle spielt.

00:30:24: Also Endometriose ist auch ähnlich häufig wie jetzt zum Beispiel Alzheimer.

00:30:28: Und trotzdem war das Thema jahrelang tabu, es gab kaum Forschungsgelder, es gab keine politischen Initiativen.

00:30:34: Ich habe vergessen

00:30:35: anzumachen.

00:30:36: Aber egal, es ist etwas mehr Zeit.

00:30:37: Genau.

00:30:39: Und ich habe das irgendwann gemerkt im Laufe meiner eigenen Diagnose, dass es eigentlich nicht sein kann, dass es in anderen Ländern Initiativen, Strategien der Regierung gibt, Gelder da reingesteckt werden, aber in Deutschland, dass es quasi ein unbekanntes Wort an vielen Stellen war.

00:30:55: ... und habe dann eben diese ... ... ja, jetzt mittlerweile vereingegründet, ... ... damals war es nur noch eine Petition.

00:31:01: Ja.

00:31:02: Und konnte eben auch mit Olaf Scholz und Macron darüber reden, ... ... weil ich das total krass finde, dass ... ... so ein großes Thema ... ... übrigens auch wirtschaftliches Thema, ... ... also wir schätzen den wirtschaftlichen Schaden in Deutschland ... ... auf achtzehn Milliarden Euro pro Jahr ein.

00:31:19: der durch Endometriose entsteht, weil natürlich das auch bedeutet, dass man nicht voll arbeiten kann, dass man eher an Teilzeit geht.

00:31:27: Also all diese Themen hängen ja damit zusammen und deswegen ist es tatsächlich auch eine Volkskrankheit, ähnlich wie Diabetes oder Alzheimer oder so, die mit vielen gesellschaftlichen Konsequenzen einhergeht.

00:31:38: und wo ich mich wirklich gefragt habe, wie kann es sein, dass Betroffene jahrelang quasi nur ... weil sie in Facebookgruppen und auf Instagram so sich ausgetauscht haben, dass Thema überhaupt in den Fokus A der Forschung kam, B überhaupt auch in die Politik kam.

00:31:54: Ich würde nicht sagen, dass es ein Fokus der Politik steht, soweit sind wir noch nicht.

00:31:59: Aber also da fällt mir immer noch die Kindlade runter und meine Analyse ist da natürlich auch, dass es damit zusammenhängt, dass Frauen Gesundheit immer noch tabuisiert ist.

00:32:10: gerade wenn es irgendwie mit Menstruation zusammenhängt und dem weiblichen Zyklus.

00:32:15: Das war lange so, das ist, glaube ich, auch immer noch so.

00:32:17: Als ich damals entschieden habe, ich gehe an die Öffentlichkeit damit, dass ich diese Erkrankung habe, damals hatte ich eine Kolumne und hatte dann eben diese Kolumne geschrieben darüber, dass ich jetzt die Diagnose habe und dann kam die Redaktion von der Zeitung auf mich zu meinen, das kannst du nicht machen, das kannst du nicht veröffentlichen.

00:32:35: Die haben noch nie, die haben noch nie interveniert bei einer Kolumne von mir.

00:32:39: Und haben sie gesagt, Therésia, du zerstörst dir damit deine Karriere.

00:32:43: Ich hab gesagt, Entschuldigung.

00:32:45: Naja, also ab dem Moment, wo du darüber redest... Das ist

00:32:47: ein Stiegenmaß, oder wie?

00:32:49: Ja,

00:32:49: werden Leute nur noch sehen, dass du diese Krankheit hast, dass du vielleicht, weiß ich nicht, unfruchtbar bist oder dass du ja quasi irgendwie eine andere Form von Weiblichkeit, also keine Ahnung, ne?

00:33:03: Und dann gab es echt eine Redaktionssitzung, wo ausschließlich Redakteure männlich... sich zusammengeschlossen haben und besprochen haben, ob sie mir erlauben können, meine Karriere zu zerstören.

00:33:16: Und, also so, das ist dann

00:33:18: vielleicht auch,

00:33:19: das ist dann vielleicht auch irgendwie so, weiß nicht, ja, das ist dann halt eben nicht Berlin gewesen.

00:33:24: Aber trotzdem, glaube ich, zeigt das, wie weit verbreitet immer noch dieser Mythos ist, dass irgendwie das, was schmuddelig ist oder was... wie so ein roter Buchstabe an einem, der dann an einem klebt.

00:33:40: Und die Kolumne ist dann erschienen?

00:33:42: Ja,

00:33:42: ich habe mich natürlich gesagt zu erhälteln.

00:33:44: Ich habe das durchgedacht.

00:33:45: Das ist meine Entscheidung.

00:33:47: Danke für den Hinweis.

00:33:50: Ich mache das und hatte offensichtlich auch recht.

00:33:53: Ich habe dann mal bei Google geguckt.

00:33:55: ein paar Wochen später, dass an dem Tag der Begriff Endometriose in Mecklenburg-Vorpommern so oft gegoogelt wurde wie in den letzten drei Jahren nicht und dachte mir so ja, Jackpot und ich habe auch noch nie so viele Rückmeldungen auf eine Kolumne bekommen wie zu dieser.

00:34:12: Es betrifft ja auch einfach viele Menschen.

00:34:13: Insofern ist es halt wirklich ein großer Schritt gewesen.

00:34:19: Ja.

00:34:20: Und es zeigt, das hast du ja selber gesagt, das Thema Frauengesundheit, also noch lange nicht da ist, wo es eigentlich hingehört.

00:34:30: Was du auch aufgeschrieben hast, das Thema Frauengesundheit insgesamt, jetzt mal aus der Perspektive, die du hattest, aber da ist so viel mehr.

00:34:38: Und jetzt wollen

00:34:38: wir mal politisch draufschauen.

00:34:40: Du hast also gesagt, du hast mit Scholz und Macron darüber reden können.

00:34:44: Das ist ja schon mal eine Wertschätzung.

00:34:47: Also was kann man erreichen?

00:34:48: oder wie ist es möglich, dass PolitikentscheiderInnen das Ernster nehmen?

00:34:57: Und wie erlebst du die Debatte darüber?

00:34:59: Also gibt es die Debatte überhaupt in der Politik?

00:35:02: Ich würde sagen, wir haben sie ja in die Politik gebracht.

00:35:05: Also nicht nur ich, aber quasi mehrere einfach engagierte Betroffene haben das geschafft und es gab dann auch im Bundestag Anträge dazu.

00:35:15: Und die Debatte läuft immer wie folgt ab.

00:35:17: Man sagt, hey, es wäre gut, wenn hier was gemacht wird.

00:35:20: Alle sagen, ja, tolles Thema.

00:35:22: Super wichtig.

00:35:24: Selbst die AfD sagt das, die Linken sagen das, die Grüne alle sagen das.

00:35:29: Und dann geht es darum, was wir machen und dann ist vorbei.

00:35:32: Dann wird man ignoriert.

00:35:34: Weil das natürlich bedeutet, man muss Geld ausgeben.

00:35:38: Niemand will Geld ausgeben.

00:35:40: Das bedeutet natürlich, dass man mit den Krankenkassen reden muss, dass gewisse Facharztausbildung angepasst werden, dass Geld in die Hand genommen wird, um die Versorgungslage zu verbessern.

00:35:53: Also in MV gab es eine oder gibt es eine zertifizierte Praxis für dieses Thema.

00:35:58: Ich hätte da drei Stunden hinfahren müssen.

00:36:01: Drei Stunden.

00:36:04: Und das ist eine Praxis für vierzigtausend Betroffene.

00:36:08: Das ist nicht nur im Hause, sondern in vielen Bundesländern.

00:36:11: Wir haben eine katastrophale Versorgungslage.

00:36:13: Die dikodurchschnittliche Diagnosezeit bei Indometriose liegt bei zehn Jahren immer noch.

00:36:18: Das sind die aktuellsten Zahlen der Charité.

00:36:21: Das ist nicht nur bei Indometriose so, das ist auch bei PCOS, Adenomyose, Mioma.

00:36:26: Also all diese Krankheiten, die quasi als Frauenkrankheiten abgestempelt werden, auch wenn sie es oft nicht sind.

00:36:32: Weil es ganz Körpererkrankungen sind, aber das ist ein anderes Thema.

00:36:36: Und ich frag mich halt immer so, was sollen wir noch machen?

00:36:39: Wenn immer alle sagen, wir finden das toll, aber dann ist es einfach so weit unten in der Prioritätenliste, dass es nie auf die Tagesordnung kommt.

00:36:48: Und das ist irgendwie wahnsinnig frustrierend.

00:36:49: Weil ich gehe überall hin, alle sagen, du machst das toll und dann

00:36:53: hast das.

00:36:54: Was sind zwei oder drei Dinge, die die Politik eigentlich relativ sofort machen könnte, um dieses Thema Frauengesundheit jetzt nach vorne zu reden?

00:37:04: Genau, also es gibt da so ein paar Sachen.

00:37:06: Einmal geht es da natürlich um so Themen wie Gelder in Forschung geben.

00:37:10: Das wurde jetzt mit zwanzig Millionen so ein bisschen gemacht.

00:37:13: Habt

00:37:13: ihr erreicht?

00:37:13: Das ist schon nicht schlecht, ja?

00:37:15: Das war ein erster Minischritt.

00:37:17: Also zwanzig Millionen sind auch nicht viel in der Forschung.

00:37:20: Jeder, der sich mit Forschung auskennt, weiß, das ist nicht viel.

00:37:23: Vor allem über fünf Jahre.

00:37:26: Der zweite Punkt ist natürlich auch einfach Aufklärung in der Bevölkerung, weil, wenn ich weiß, ah, okay, diese Symptome sprechen dafür, dann gehe ich vielleicht auch erst eher zum Arzt.

00:37:36: Aber wenn mir immer nur gesagt wird, Schmerzen während der Menstruation sind normal, dann denke ich halt auch, das ist normal.

00:37:41: Ja, Krankheiten,

00:37:41: die ich nicht erkenne.

00:37:42: kann ja auch nicht auf die Idee kommen, wie man sie behandelt.

00:37:45: Genau, deswegen, also Aufklärungskampagne ist auch immer so ein breites Wort, aber ich glaube durchaus, dass man auch Geld in die Hand nehmen muss, um Aufklärung zu betreiben, genauso wie man es eben bei Diabetes macht oder so.

00:37:55: Und das eben auch zum Beispiel in die Schulen bringen, in den Sexualkundenunterricht.

00:37:59: Und dann gibt es noch sehr klare andere Themen, zum Beispiel, da geht es um die Abrechnung von Leistung.

00:38:05: Also, wenn eine Gynäkologin sich die Zeit nimmt und tatsächlich sich mal eine Stunde mit mir hinsetzt, eine Ultraschallmachte, um zu gucken, ob sie... was sehen kann und Aufklärung und so weiter.

00:38:14: Dann kann sie, wenn es gut läuft, halt vierzig Euro abrechnen für das Ultraschall.

00:38:19: Aber so, das ist wirklich eine Katastrophe, was die Versorgung angeht.

00:38:24: Und das zweite Problem ist, dass viele Ärztinnen auch gar nicht geschult sind, endometriose zu erkennen.

00:38:30: Und das müssten eigentlich alle Ärztinnen, also der Gastroentologe-Musters, die Hausärztin-Musters, der Gynäkologe, weil in Mitriosa allen Organen auftreten kann, sogar im Gehirn oder im Sprungengelenk.

00:38:42: Das ist gut, dass du das noch mal sagst, weil ich glaube, das ist viel nicht so klar.

00:38:46: Und wir hoffen, dass wir damit ein bisschen zur Aufklärung auch beigetragen haben.

00:38:49: Wir gehen mal zu unserem fünften Stichwort über und das ist schon jetzt im Bruch.

00:38:54: Weil wir kommen zum Thema Plattformen zurück.

00:38:59: Und vielleicht leite ich das einfach nochmal ein, weil ... Ich habe deinen Talk auf der Republikan erlebt.

00:39:06: Da haben wir auch kurz gesprochen.

00:39:08: Da hast du mit dem Kollegen der Frühjahr bei ULTTV jetzt aufgenommen.

00:39:12: Wo ist sie?

00:39:13: Genau.

00:39:14: Wo hast du auf dem Panel gesessen mit dem... Johnny Häusler und ihr habt darüber gesprochen, wie das eigentlich funktioniert, gegen so eine große Plattform, wie zum Beispiel Meta, dann jetzt vorzugehen, wenn es darum geht zu wissen, was machen die denn da überhaupt?

00:39:35: Was sind die Algorithmen dahinter?

00:39:36: Wir haben jetzt eingangs einmal darüber gesprochen, sozusagen technisch KI und so weiter.

00:39:41: Aber jetzt kommen wir mal zum politischen Teil nochmal.

00:39:44: Also du sagst, die Entziehensicht des Rechtsstaats, entziehen sich da auf ihr Beruf vielleicht in Dublin oder so, am Stadtrand zurück oder wenn überhaupt.

00:39:56: Und so richtig kommen wir da nicht gesellschaftlich gegen an.

00:39:59: Und ich denke halt häufig, nur um das einmal einzuleiten, Uns ist gar nicht klar, dass die eigentlich sozusagen den Marktplatz, den öffentlichen Platz, das hat ja irgendwie Elon Musk selber so gesagt, für sich privatisiert haben.

00:40:16: Ja.

00:40:16: Wie kriegen wir denn zurück?

00:40:18: Genau, also ich, wenn ich so angucke, wie mein Vater in seiner Jugend so seine Meinung gebildet hat, dann war das natürlich so... Zeitungen und sowas, aber natürlich auch sowas wie die Dorfkneipe, oder das Frühshoppen nach der Kirche.

00:40:31: Ich weiß nicht, ob Leute wissen, was das ist, aber man besäuft sich nach der Kirche.

00:40:36: Bar ist auch eine privatwirtschaftliche Ort.

00:40:40: Aber

00:40:41: für alle zugänglich und transparent.

00:40:42: Genau.

00:40:43: Irgendwie

00:40:43: offener und klarer, was da die Lage

00:40:46: ist.

00:40:46: Und wenn da eine Schlägerei ausbricht, dann kommt die Polizei trotzdem rein oder der Barkeeper oder der Hauswirt, wie auch immer man das dann nennt, die Leute raus und packt ihr bei den Kragen.

00:40:56: Und ich glaube, heute ist es so, erst mal, wir leben alle auf unterschiedlichen Marktplätzen im Prinzip, weil dein Algorithmus ist anders als meiner und du hängst auf anderen Plattformen ab als

00:41:04: ich.

00:41:04: Völlig unterschiedliche Universen.

00:41:06: Und dann, der zweite Punkt ist eben, dass es halt komplett intransparent abläuft, weil ich weiß gar nicht, auf welchen Marktplatz du lebst.

00:41:12: Ich weiß gar nicht, mit welchen Menschen du deine Ideen austauscht oder von welchen Menschen du beeinflusst wirst.

00:41:18: Und dann ... sind da irgendwie ständig noch Privatakteure, die eigenen Interessen haben und die Werbung zeigen, also sagen, hey, und selbst die Werbung ist ja oft nicht transparent gekennzeichnet oder für jeden sofort ersichtlich.

00:41:32: Also ich glaube, das ist ein ganz großes Problem und wir haben ja... In Europa muss man auch sagen, die wahrscheinlich weltweit fortschrittlichste Plattformregulierung und Gesetzgebung, nämlich mit dem Digital Services Act.

00:41:44: In Deutschland zum Beispiel auch mit der DSGVO, wo du natürlich sehr auch involviert warst.

00:41:50: Und trotzdem, wie gesagt, bin ich der Meinung, die werden kaum angewandt oder die Plattform haben sehr gute Wege gefunden, sich dem so ein bisschen zu entziehen.

00:41:59: um ein Beispiel zu nennen, zum Beispiel eigentlich müssten Plattformen Wissenschaftlerinnen einen Blick geben in gewisse Daten.

00:42:06: damit die Wissenschaftler zum Beispiel auswerten können, welche politische Parteien machen, wo Werbung oder wie werden wie oft ausgespielt.

00:42:15: Und ich glaube, muss man mal bei Algorithm Watch gucken, aber ich glaube nur so vierzig bis fünfzig Prozent dieser Anträge werden überhaupt genehmigt von den Plattformen.

00:42:22: Also oft haben nicht mal die Wissenschaftler die rechtliche Anspruch darauf haben, Zugang zu diesen Daten.

00:42:28: Also

00:42:28: es wird komplett verschleiert.

00:42:30: Nach welchen Kriterien, welcher Post, wie ausgespielt wird an wen.

00:42:34: Ja.

00:42:35: Das ist ja eigentlich, das ist doch eine massive Manipulation der Bevölkerung.

00:42:40: Wieso ist uns das so wenig bewusst?

00:42:44: Du erlebst das jeden Tag, du weißt das.

00:42:46: Aber warum ist es so schwer zu verstehen?

00:42:51: Ich glaube ... Einerseits ist es ja so ein bisschen so eine Blackbox.

00:42:54: Also wir sehen zwar die Benutzeroberfläche, aber wir als normale Menschen sehen ja nicht, was dahinter passiert.

00:42:59: Und ich glaube dann, der zweite Punkt ist natürlich auch, das sind Blackboxen, die bewusst als Blackboxen auch gehalten werden.

00:43:07: Und die wenigen Menschen, die sich dann die Zeit nehmen, zu versuchen, trotzdem so viel wie möglich darüber herauszufinden, sind ja auch Menschen, die ... Also, davon gibt es nicht so viele Menschen, weil es dafür ja auch gar keine Geld, also kaum Gelder gibt.

00:43:23: Also es kostet

00:43:24: noch viel Geld.

00:43:25: Kosten

00:43:25: viel Geld.

00:43:25: Auf ausgebildete

00:43:26: Leute.

00:43:27: Das heißt, es gibt irgendwie paar Nerds, die das machen.

00:43:29: Es gibt ein paar NGOs, Thinktanks, zivilgesellschaftliche Organisationen, die da Geld reinstecken.

00:43:35: Aber ich glaube, in der breiten Masse der Zivilgesellschaft fällt das, glaube ich, manchmal so ein bisschen runter, weil es natürlich kein so akutes Thema ist, sondern würde ich sagen so ein Metathema, fast wie so die industrielle Revolution oder so, die natürlich oft so in der Tagespolitik vielleicht auch verloren gehen.

00:43:54: Und genau, ich finde das irgendwie wahnsinnig schwierig, da auch jetzt irgendwie politische Lösungen zu finden, aber ich glaube auch, dass ein Großteil der Politik einfach da auch gar nicht genug Verständnis für hat, was da eigentlich abgeht.

00:44:08: Also, wenn ich bin Bildungspolitikerin und auf Landesebene, dann bekämpfe ich halt die ganze Zeit Feuer, wie ich weiß, was ein Polylux ist und habe aber gar nicht die Zeit, mich jetzt noch damit auseinanderzusetzen, wie Social Media vielleicht die Schule beeinflusst oder wie Algorithmen auch mich beeinflussen.

00:44:32: Weil das einfach auch sehr abstrakt und komplex ist.

00:44:34: Ja.

00:44:34: Also es gibt ja so Leute, die sagen, ja gut, ich weiß auch nicht, wie ein Auto funktioniert.

00:44:39: Ist mir auch egal, Hauptsache, es fährt.

00:44:40: Da sage ich den Leuten ja okay, aber dein Auto und diese Systeme bestimmen ja auch nicht, wie du mit anderen Leuten kommunizierst oder wie ihr euch versteht.

00:44:49: Die sind nicht sozusagen in eurem Hören übertragenen Sinne.

00:44:54: Aber das ist unfassbar kompliziert, das den Menschen zu erklären.

00:44:57: Und wie gesagt, ihr engagiert euch da jetzt und versucht da irgendwie die Kampagne auf die Beine zu stellen und so.

00:45:03: Und ich frage mich halt, wie kann es euch gelingen, diese Hürde zu überspringen, dass Menschen diese Komplexität irgendwo doch überwinden können?

00:45:15: Ja, ich glaube, es gibt ja auch von einigen Initiativen, zum Beispiel von Landeszentralen oder Landesanstalten für Medienlandesanstalten oder so, dass die versuchen, dieses Thema irgendwie auch in die breite Öffentlichkeit zu tragen.

00:45:26: Und ich mache auch viele Panels zu dem Thema.

00:45:28: merke ich immer, wie krass unterschiedlich der Wissenstand ist.

00:45:31: Also zum Beispiel letzte Woche habe ich zum Thema KI geredet und am Ende kam eine Frau auf mich, zu die auch Zulphenida nutzt und so.

00:45:37: Und die meinte, ah, Chatchi Bt ist was anderes als Gemini oder Diepsik.

00:45:43: Ich wusste gar nicht, dass es da mehrere gibt.

00:45:45: Ich dachte mal, wenn alle von KI reden, meinen sie nur Chatchi Bt.

00:45:48: Also so.

00:45:50: Und dann gibt es andere, die irgendwie halt schon den Unterschied machen zwischen generativer KI und large language models und was weiß ich alles.

00:45:57: Und Also wir haben da so einen unterschiedlichen Wissenstand, dass wir einfach, glaube ich, ganz viel Zeit da rein investieren müssten, diese Gap auch zu schließen und das auch als Allgemeinbildung quasi oder politische Grundkenntnisse oder so zu vermitteln.

00:46:13: Ich habe dafür auch nicht die Lösung, aber ich versuche das immer, indem ich einfach da, wo die Menschen sind, Versuche sie zu erreichen indem ich eben zum Beispiel auch Videos darüber mache.

00:46:22: Und ich habe ein Video gemacht, da habe ich einfach eine Art Avatar von mir erstellt und gezeigt, dass Leute das nicht erkennen können auf dem ersten Blick ob ich das bin oder mein Avatar.

00:46:31: Und das funktioniert ganz gut.

00:46:32: Die Leute waren dann so, ich habe das nicht gemerkt.

00:46:37: Aber gleichzeitig, ja, ich glaube, da müsste man auch mal irgendwie Tasksforzgründen übergreifend miteinander kommunizieren.

00:46:45: Die Influencer müssten sich mal zusammenschließen.

00:46:48: Die Gewerkschaften sollten das auch mal zu einem Thema machen.

00:46:51: Also so, ich glaube, das Problembewusstsein fehlt einfach noch in diesen tragenden politischen Akteuren, die wir noch haben, die aber auch ja teilweise an Bedeutung verlieren.

00:47:00: Ich finde es auf jeden Fall super, dass aus und du da dran sind und ihr das versucht.

00:47:05: Das ist alle Mühe wert.

00:47:07: Wir machen jetzt ein letztes Stichwort.

00:47:09: Lass uns mal gucken.

00:47:10: Das ist das Sechste, das Letzte.

00:47:11: Und das ist super gut, dass wir das noch machen.

00:47:14: Gas.

00:47:16: Gas hast du aufgeschrieben?

00:47:17: Ja.

00:47:18: Du kommst aus Mecklenburg-Vorpommern, bist da zu der Klimabewegung gekommen.

00:47:22: Da war das Thema Nord Stream II noch nicht ... Vorrangig ein geopolitisches, obwohl es war rings ein geopolitisches Thema.

00:47:31: Ich habe das schon im Europaparlament miterlebt, wie wir das in Frage gestellt haben als geopolitisches Projekt Putins.

00:47:38: Aber es war vor allen Dingen ein klimapolitisches, das hochgekommen ist.

00:47:44: Und da bist du... Ich glaube, aus dem Nachhaltigkeitsbeirat Magdburg-Vorpommern oder so ausgetreten, weil diese Stiftung gegründet wurde, um dieses Nordstream fertig zu bauen.

00:47:53: Du warst super jung, bist da so reingetan, warst plötzlich in diesen Riesen auseinandersetzung.

00:47:57: Was war denn das für eine Lage eigentlich?

00:48:00: Total surreal.

00:48:03: Ich war damals total in der Landespolitik aktiv, wir haben Zukunftsratrat für Umwelt und Nachhaltigkeit und so was, was den Jugendbeirat, den wir gegründet hatten.

00:48:10: Und von jetzt auf gleich, ich stand wirklich erst dann am Herd und habe ein Livestream im Landtag geguckt.

00:48:15: wegen einer anderen Debatte, die ich eigentlich verfolgen wollte.

00:48:17: Und dann kam Schwesig an den Tisch und sagt, hey, wir machen jetzt hier diese Stiftung mit den Geldern von dem fossilen russischen Staatskonzern und werden damit Klimaschutz in MV umsetzen und gleichzeitig die Sanktionen umgehen.

00:48:30: Und da ist mir wirklich alles, also ich konnte gar, ich habe gar nicht verstanden, wie man so eine Rede halten kann.

00:48:37: Also erst mal sagt, wir gründen mit fossilen Geldern und... Auch die hatten ja auch Entscheidungsgewalt in der Stiftung, durften gewisse Posten nominieren und so.

00:48:46: Also wir von der russischen fossilen Staatskonzern gründen wir eine zivile Stiftung, die aber dann in Landeshand ist, also zum Beispiel.

00:48:54: da Geldprobleme auftreten, muss das landhaften, muss das ... Also so, ne?

00:48:58: Und dann nennen wir das auch noch Klimaschutz.

00:49:01: Das ist ja ...

00:49:02: Die völlige Vertriebe.

00:49:03: Einer der größten, glaube ich, Skandale in der jüngsten deutschen Geschichte, auch wenn das oft jetzt irgendwie kaum noch Thema ist.

00:49:09: Ja, auch nicht richtig aufgearbeitet worden.

00:49:10: Wurde nie richtig aufgearbeitet.

00:49:12: Und ich hab damals gesagt, das geht nicht.

00:49:14: Hab Demos organisiert und massiv, massiv erfahren, wie ich unter Druck gesetzt wurde.

00:49:20: Und es lag daran, dass ich vor Ort, also es gab zwar immer ... Stimmen aus Berlin, aber dass sich vor Ort quasi, wie mit FFF, eine der quasi der wenigen Oppositionen zu diesem Vorschlag waren.

00:49:31: Also die Grünen waren damals nicht im Landtag.

00:49:34: hatten nicht diese Stimme.

00:49:36: Und dann waren wir auf einmal die einzigen, die dagegen gehalten haben.

00:49:39: AfD, Linke, CDU und SPD haben alle dafür gestimmt, quasi einstimmig.

00:49:45: Die CDU-Ministerien haben das mitgetragen, die SPD-Ministerien.

00:49:49: Das war wahnsinnig frustrierend.

00:49:51: Und es gab null, null quasi ... Verständnis für diese Kritik, ja.

00:49:56: Wir haben auch Gespräche gefühlt mit der Landesregierung, mit Schwesig selbst und haben da wirklich fossile Märchen durch und durch gehört.

00:50:04: Also von wegen, das ist ne Brückentechnologie Gas, das ist ganz wichtig.

00:50:09: Ihr seid die allerersten, die jemals Kritiker Nordstream äußern.

00:50:13: Das waren so Sachen, die ich gehört habe, die offensichtlich nicht stimmen.

00:50:17: Das hat mich total politisiert.

00:50:19: Es war auch das erste Mal, dass ich dann irgendwie auf Bundesebene so mitgemischt habe.

00:50:24: Und deswegen ist mir dieses Thema total wichtig, vor allem weil ich jetzt eben auch in den letzten drei, vier Jahren gesehen habe, wie das Thema Gas grundsätzlich, auch abseits von diesem geopolitischen Fragen komplett falsch behandelt wird, meiner Meinung nach.

00:50:39: Also sowohl das LNG-Beschleunigungsgesetz, was maßgeblich von Robert Habeck kam, als auch die aktuelle Politik von Katharina Reiche.

00:50:49: Also dieses, wir setzen auf den Ausbau einer fossilen Infrastruktur, obwohl wir uns ... Verdreifacht

00:50:55: mal eben die Pläne für die Gaskraftwerke.

00:50:57: So, wir holen immer immer mehr Gas, immer mehr Gaskraftwerke, machen ja auch langfristige Verträge.

00:51:02: Ich glaube, was Leute nicht verstehen, ist, wenn man Allergy Terminal baut, dann baut man ja nicht nur irgendwie was, sondern nutzt man das vielleicht.

00:51:08: Sondern man schließt ja auch Verträge ab, die dann ... Absolut.

00:51:10: ... zwanzig, dreißig, vierzig Jahre dauern, damit man überhaupt ein quasi ... Preis bekommt, der überhaupt quasi feasible ist oder irgendwie tragbar.

00:51:19: Das heißt, wir bauen gerade nicht irgendwie eine Brücke in eine grüne Zukunft, sondern wir betonieren quasi unsere Abhängigkeit von Autokraten, von Gas als Technologie und verbauen uns damit die Möglichkeit, überhaupt später irgendwann mal eine klimaneutrale, gerechte, dezentrale Energiegesellschaft zu sein.

00:51:43: Also das ist wirklich auch ein Thema, wo ich dann eben auch an den Grünen immer wieder scheiter, weil das eben diese Politik ist, die auch von den Grünen sowohl auf Landesebene mitgetragen wird als auch auf Bundesebene mitgetragen wurde, wo ich auch teilweise mit Grünen Abgeordneten gesprochen habe und dann hieß es ja, aber Gas ist ja gut, weil Methan nach zwanzig Jahren aus der Atmosphäre entfiehlt.

00:52:09: weg ist und das ist ja besser als wenn wir jetzt Kohle machen oder so.

00:52:12: Während halt alle Studien zeigen, Gas ist halt ja nur zwanzig Jahre in den Atmosphären, also wenn es Methan ist unverbrannt, aber halt dann auch hundertmal so klimaschädlich wie CO², insgesamt Gas als Energie ist ähnlich klimaschädlich wie Kohle.

00:52:28: Also ich habe auch das Gefühl, die Grünen wären die einzige Partei, die überhaupt die Möglichkeit hätte, hier nochmal eine andere Perspektive einzubringen und vielleicht eben auch Menschen wie mich dann eben zu vertreten.

00:52:42: Aber es gibt ja aktuell auf bundespolitischer Ebene kaum Stimmen, die wirklich da auch dieses größere Bild zeichnen von, wir machen uns gerade schon wieder abhängig.

00:52:52: Wir haben nicht aus der Vergangenheit gelernt.

00:52:54: Statt Russland ist es jetzt Katar und... und irgendwie Senegal, aber das Konzept bleibt ja.

00:53:03: Gleichzeitig muss man natürlich sagen, jetzt mit Blick auf die Pläne von Katharina Reiche, die also die fossilen Subventionen hochfährt und die für Erneuerbare herunter, könnte man sich, glaube ich, freuen, wieder auf dem Fahrt von Robert Habeck zu sein.

00:53:18: Das ist trotzdem richtig, dass du da Kritik äußerst.

00:53:22: Denn die Frage, wie kommen wir raus aus diesen Abhängigkeiten auch von fossilen Energieträgern, die ist ja die entscheidende.

00:53:30: Da würde mich aber schon interessieren, es ist ja so letztendlich, dass ganz viele Menschen trotzdem den ganzen Tag Energie verbrauchen und das auch brauchen.

00:53:38: Die haben das Gefühl, ich brauche Energie-Sicherheit.

00:53:42: Sowohl die betroffenen Familien, wie auch immer, Haushalte, als auch die Unternehmen.

00:53:48: Und da entsteht ja immer wieder diese Frage, ja, aber behaltet ihr uns auch im Blick sozusagen.

00:53:56: Und da denke ich mir halt zum Beispiel, als Thema Bewegung, es wäre doch auch eine Idee zum Beispiel für Vergünstigungen des Strompreises zu kämpfen oder so, oder eben für die Tatsache, dass wenn jetzt LNG Terminals da sind oder so, dass man die in Zukunft benutzen kann, um Schiffe mit emissionsfreien Treppstoffen zu betanken oder so.

00:54:23: Da habe ich manchmal das Gefühl, es ist dann schwierig in die Debatte zu kommen über die Frage, was kann man denn jetzt machen, um das zusammenzubringen?

00:54:36: Ich verstehe das voll.

00:54:37: Ich glaube aber auch, dass massive Überkapazitäten zu bauen, und das tun wir ja.

00:54:41: Also alle Studien sagen, mit der bestehenden Gasinfrastruktur könnten wir trotzdem flexibel reagieren, könnten wir trotzdem quasi die, diese paar Jahre, wo wir noch nicht alle Fragen der erneuerbaren Energien geklärt haben, gut überstehen.

00:54:56: Also neue Kapazitäten zu bauen, neue Infrastruktur halt ich für den komplett falschen Ansatz.

00:55:01: Und diese... Und die Frage ist ja auch, wenn man jetzt sagt, der Strompreis soll günstiger werden, ja super Forderung, aber wo, an welcher Stelle.

00:55:09: Stecken sich das am Ende die Stromanbieter in die Tasche oder die Energieerzeuger?

00:55:15: Wird das in der Umlage?

00:55:16: Also das sind ja, das sind ja viel komplexere Fragen, die... die mit nur der Strompreis soll günstiger werden, natürlich in den Populismus abrutschen, der mir in der Debatte immer wieder aufstößt.

00:55:27: Also das können wir gerne besprechen, aber dann sollte das halt auch irgendwie sachlich nahenebene passieren.

00:55:33: Und das Argument mit zukünftig grüner Wasserstoff oder emissionsfreie Energieträger finde ich immer ganz süß ist ein wichtiges Thema.

00:55:41: Wir brauchen grün Wasserstoff zum Beispiel für die Stahlindustrie.

00:55:44: Aber dann wird immer vergessen, dass der Großteil der neu gebauten Gasinfrastruktur gar nicht in der Lage ist, Wasserstoff tatsächlich später hundert Prozent zu tragen.

00:55:53: Weil Wasserstoff, also H-II, eine komplett andere chemische Bauweise quasi hat als CH-IV-Metan.

00:56:01: Das heißt, viele der Pipelines müssten für sehr viel Geld umgerüstet werden.

00:56:07: Viele der LNG-Terminals müssten für sehr viel Geld umgerüstet werden.

00:56:13: ein Angebot an grünem Wasserstoff oder grünem Ammoniak oder so, was wir vielleicht in zwanzig Jahren irgendwann haben, aber was noch nicht existiert.

00:56:22: Also da, da ist auch immer, das sind immer schöne Argumente von, von der Gasindustrie, die dann irgendwie auch sich in der politischen Debatte da vervorstellen und wo dann irgendwie wenig auf dieser sachlichen Ebene, die es eigentlich bräuchte, argumentiert wird, meiner Meinung nach.

00:56:38: Gibt es auf jeden Fall viel zu besprechen auf der sachlichen Ebene.

00:56:40: Letzte Frage, bevor wir dann dieses doch recht ausbildliche Spiegel, das fand ich aber gut, dann auch zum Ende bringen.

00:56:48: Wenn du jetzt schaust auf die Wahl in dem Magnum-Vorpommern und die Menschen dort, ja.

00:56:54: Was nimmst du dir vor, um die für solche sachliche Ebene und Sachauseinandersetzung über die eigentlich Probleme wirklich zu erreichen?

00:57:01: Also wie erreichst du die?

00:57:03: Ich glaube, dass... Problem in MV ist so einerseits wirklich auch ein großer Politikverdruss.

00:57:12: Also da gibt es einfach ein sehr hohes Misstrauen in alles, was mit Politik zu tun hat und ich glaube, das hängt zum einen mit... der Geschichte von MPO zusammen.

00:57:19: Also Leute haben dort oft vierzig Jahre in der Diktatur gelebt und sind aufgewachsen damit, dass der Staat für sie alles organisiert hat.

00:57:28: Also der Staat hat ja quasi festgelegt, was du studieren darfst oder welche Ausbildung du machst, an welchen Betrieb du später arbeitest.

00:57:36: Und ich glaube, dass das immer noch eine Mentalität ist, die oft dort... vorherrscht und dass immer noch viele Menschen an ihren quasi Biografiebrüchen zu arbeiten haben, dass junge Menschen gesehen haben, was diese Biografiebrüche mit ihren Eltern gemacht haben und dass das irgendwie so eine grundlegende, so einen grundlegenden Schleier manchmal über die Debattenmöglichkeiten dort legt.

00:58:05: Ich glaube, was wichtig ist es zu sagen, wir gehen wieder erst mal offline.

00:58:10: in die Orte.

00:58:11: und damit meine ich wirklich, man stellt sich um zwei Filme mit einer Kulaschkanone auf den Dorfplatz, lädt die evangelische Gemeinde dazu ein und die, weiß nicht, initiative Marktplatz oder keine Ahnung.

00:58:21: Also so einfach, ich glaube, das Wichtige

00:58:23: ist... Das Wiederbeleben des Analogen.

00:58:25: Das Analogen und gleichzeitig auch das Wiederbeleben der WCW-Gesellschaft.

00:58:31: Also das liegt daran, dass die Zivilgesellschaft dort oft wenig Geld hat.

00:58:37: Das sind oft noch die letzten Strukturen der wirklich aufrichtigen, gelebten Demokratie, die vor Ort existieren.

00:58:47: Ich würde gerne wieder mehr in diese Gespräche reingehen und ich glaube, dass das helfen kann, weil alles andere irgendwie bisher nicht funktioniert hat.

00:58:58: Es hat nicht funktioniert.

00:59:00: Rechte Rhetorik zu übernehmen.

00:59:01: Es hat nicht funktioniert, eine Outgroup zu kreieren, also alles auf die Migranten zu schieben.

00:59:07: Es hat nicht funktioniert, zu sagen, ich mache jetzt irgendwie so ein paar TikToks als Ministerpräsidentin oder so.

00:59:16: Ich glaube, das ist so einer der wenigen Möglichkeiten, um auch wieder gemeinsame Realitäten zu schaffen, was ich angesprochen habe.

00:59:24: So muss es sein.

00:59:25: Vielen Dank, Teresia Krone, für dieses

00:59:27: tolle

00:59:27: Gespräch.

00:59:28: Danke und bis zum nächsten Mal bei Pick Your Battles.

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